Die Elektrifizierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) ist dann effektiv, wenn sie direkte, positive Auswirkungen auf die Energiewende hat. Voraussetzung für einen umfassenden Effekt ist im besten Fall die Kooperation der Automobilbranche mit den Betreibern der Tankstellennetze und – neu – den Betreibern der Stromnetze auf der Mittelspannungs- und Verteilnetzebene. Die Zusammenarbeit von Automobilherstellern und Mineralölwirtschaft besteht seit langem: Genormte Treibstoffe sind Voraussetzung für die Entwicklung moderner Verbrennungsmotoren. Koordinieren diese Akteure den Transformationsprozess innerhalb ihrer Branchen, vor allem aber auch untereinander und beziehen nun die Stromwirtschaft in ihre Überlegungen ein, so profitieren alle.
Wechselstationen werden sukzessive dort entstehen, wo heute bereits Tankstellen Traktionsenergie bereithalten. Ihre Aufgabe wird, neben der Abgabe geladener und der Annahme geleerter Traktionsakkus, darin bestehen, lagernde Akkus zu bündeln und mit dem Stromnetz und dessen Betreiber zu verbinden.
Die Fahrleistungen der deutschen PKW-Flotte zugrunde gelegt, entsteht mit der Umstellung auf den elektrischen Antrieb ein überaus beachtliches Speicherpotenzial für Strom, das zur Fortsetzung der Energiewende dringend benötigt wird. Das technische Potenzial wird aber nur dann aktiviert, wenn wirtschaftliche Überlegungen berücksichtigt werden. Die Bündelung von Akku-Kapazität, die zusätzliche Funktion als Ortsnetzspeicher, ist ein Schlüssel für eine erfolgreiche Kopplung der Sektoren MIV und Energieerzeugung.
Um den elektrischen Energiebedarf auf dem Niveau des heutigen MIV zu decken, werden, bei einer Akku-Reichweite von 400 bis 500 Kilometern, täglich pro Wechselstation im Durchschnitt 200 bis 300 Traktionsakkus abgerufen. Der tägliche Energie-Abruf pro Wechselstation liegt damit bei durchschnittlich 16 Megawattstunden, im Bundesgebiet bei knapp 240 Gigawattstunden.
Während der Autofahrer in kürzester Zeit seinen (teil-) entleerten Akku durch einen geladenen Akku ersetzt, profitiert der Betreiber eines Netzes von Wechselstationen von der Anzahl jederzeit lagernder Traktionsakkus in unterschiedlichen Ladezuständen. Mittels intelligentem Lademanagement werden (teil-) entleerte Akkus möglichst dann geladen, wenn viel Wind- und/oder Solarstrom in die Netze gelangt. An der Strombörse wird dieser Überschuss-Strom billig angeboten. Bei Stromunterdeckung und somit hohen Erlösen an der Strombörse, kann der Betreiber von Wechselstationen entscheiden, Netzbetreibern kurzzeitig einen Teil des gespeicherten Stroms zur Stabilisierung der Stromnetze zu überlassen. Verfügt ein Betreiber zum Beispiel über 500 Wechselstationen im Bundesgebiet, so umfasst sein intelligentes Lademanagement bereits 150.000 Traktionsakkus. Die Aggregation von Akkus führt zu einem interessanten Geschäftsmodell, das Investitionen anreizt.